FilmeHorrorThriller
Patrick Krämer
5. November 2020
5 Min. geschätzte Lesezeit
Oft sind es die betrüblichen Ereignisse, die Leute zusammenbringen, die sich schon länger aus den Augen verloren haben. So auch in 30 Miles From Nowhere, dem Langfilmdebüt von Caitlin Koller. Ob die Geschichte rund um eine Beerdigung eines gemeinsamen Freundes fesseln kann, lest ihr bei uns.
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Titel | 30 Miles From Nowhere – Im Wald hört dich niemand schreien |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Regie | Caitlin Koller |
Drehbuch | Seana Kofoed |
Genre | Horror, Thriller |
Darsteller | Carrie Preston, Rob Benedict, Rusty Schwimmer, Birgundi Baker, Marielle Scott, Cathy Shim, Andrew Rothenberg, Seana Kofoed, William Smillie, Reggie Baker, Postell Pringle, Robert Breuler |
Länge | 84 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Tiberius Film |
Worum geht’s in 30 Miles From Nowhere?
Fünf alte College-Freunde kommen im ländlichen Wisconsin zusammen, um ihrem alten Kollegen Max (Andrew Rothenberg) die letzte Ehre zu erweisen. Vor Ort angekommen nimmt sich Max‘ Frau Sylvia (Carrie Preston, bekannt aus The Good Wife und True Blood) den Fünfen an und quartiert sie in ihrem ausladenden Anwesen ein.
Auf die Beerdigung wartend schwelgen die fünf Freunde in alten Erinnerungen, genehmigen sich das ein oder andere Glas Wein und sinnieren über die Beweggründe, die Max in den Selbstmord getrieben haben könnten. Doch je näher die Beerdigung rückt, desto merkwürdiger werden die Ereignisse, die sich in der an das Landhaus grenzenden Hütte abspielen. Die Freunde beginnen, Dinge zu sehen, die nicht da sind, und auch ihre Gastgeberin Sylvia benimmt sich zunehmend merkwürdig. Nun muss die Clique schnellstens herausfinden, was es damit auf sich hat, bevor Max‘ Beerdigung noch zu ihrer eigenen wird.
Und wie macht sich der Film?
Die Prämisse von 30 Miles From Nowhere hat viel Potential. Die Geschichte könnte sich zu einem Sozialdrama entwickeln, in dem sich die Spannungen innerhalb der ehemaligen Clique nach und nach aufbauen, geschickt kleine Horror-Elemente eingebaut werden und alles in einem emotionalen und spannenden Finale kulminiert. Oder der Streifen könnte zum knallharten Slasher werden, der frei nach dem Zehn-kleine-Jägermeister-Prinzip das Feld der Akteure nach und nach dezimiert, bis es zum Showdown mit der ein oder anderen Überraschung kommt. Für beide Spielarten gibt es in der Filmhistorie einige gute Beispiele. 30 Miles From Nowhere bewegt sich aber irgendwo zwischen diesen beiden Extremen und versucht damit eine eigene Nische aufzumachen. Warum das nicht im Ansatz gelingt, klären wir in den nächsten Kapiteln.
30 Miles From A Good Movie
Bereits in der ersten großen Szene, dem initialen Wiedersehen der Freunde in einer Bar, offenbart sich ein erstes großes Problem des Films: Die deutsche Synchronisation. Dass die Stimmen nur leidlich zu den Charakteren passen, ist dabei nicht mal das größte Problem. Vielmehr ist es der oft lustlos wirkende Vortrag der Dialoge. Vor allem in den vermeintlich spannenden und furchteinflößenden Szenen zerstört die Synchro einen Großteil der Atmosphäre.
Auch wenn man sich die Grundlage der deutschen Synchronisation, also die Dialoge aus dem Drehbuch, anschaut, stellen sich einem im schlechtesten Sinne die Nackenhaare auf. Ein Beispiel? Beim gemütlichen Scrabble-Abend fällt der Satz: „Wieso hat jemand mit Doktortitel eigentlich kein Wörterbuch dabei?“. Oder beim Kennenlernen der neuen Lebenspartnerin eines alten Freundes fällt als aller erstes der Satz: „Du bist ein Model. Stimmt das?“.
In Summe sind die Dialoge leider weder smart noch witzig und in den meisten Fällen auch nicht zuträglich für die Handlung. Da könnte man meinen, dass sich 30 Miles From Nowhere dem alten Grundsatz „Show! Don‘t tell.“ verschrieben hat. Dass das aber nicht der Fall sein wird, erzählt der nächste Absatz.
Die Klimax der Belanglosigkeit
Denn interessante Schauwerte sucht man bei 30 Miles From Nowhere größtenteils vergeblich. Bis auf das zumindest leidlich atmosphärische Intro kann das Geschehen innerhalb und außerhalb der Hütte keinerlei Spannung aufbauen. Da ist es auch sicherlich nicht zuträglich, dass die Charaktere dermaßen unsympathisch geschrieben sind, dass man zu keinem der handelnden Akteure eine emotionale Bindung aufbauen kann. Ob und wie die fünf Freunde das Zeitliche segnen ist einem schlicht egal.
Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, setzt das grauenhafte Finale dem Ganzen noch die Krone auf. Ich habe selten einen Schlussakt gesehen, der dermaßen zerfasert, unlogisch und frei von jeglicher Spannung ist wie hier. Man hat das Gefühl, dass keine der Figuren so richtig weiß, was sie machen soll, fast so, als sei alles improvisiert.
Mein Fazit zu 30 Miles From Nowhere
Es gibt leider keinen guten Grund, sich 30 Miles From Nowhere anzugucken. Eine ziellos vor sich hin mäandernde Geschichte, eine Synchronisation zum Vergessen und ein Finale, welches diese Bezeichnung nicht verdient. Wer sehen will, wie eine Clique mit mysteriösen Ereignissen in einer abgelegenen Hütte umgeht, dem sei Cabin In The Woods als Alternative ans Herz gelegt.
30 Miles From Nowhere – Im Wald hört dich niemand schreien ist seit dem 3. September 2020 auf DVD, Blu-ray und im Stream erhältlich.
Unsere Wertung:
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© Tiberius Film
2018 Andrew Rothenberg Birgundi Baker Caitlin Koller Carrie Preston Cathy Shim Horror Marielle Scott Postell Pringle Reggie Baker Rob Benedict Robert Breuler Rusty Schwimmer Seana Kofoed Thriller Tiberius Film USA William Smillie
Patrick Krämer
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